Fundierte Beratung setzt Reibwertanalyse voraus
Frank Poggensee ist seit 14 Jahren bei REYHER und als Leiter Qualitätstechnik verantwortlich dafür, dass die Schrauben die entsprechenden Eigenschaften aufweisen. „Ich persönlich komme aus der Automobilindustrie, die traditionell der Haupttreiber für Qualitätsanforderungen ist. In den letzten Jahren gewinnt daneben auch das Thema Windkraft für REYHER mehr und mehr an Bedeutung“, erläutert er. Bis zu 11 Tonnen an Verbindungselementen können nämlich in einer einzigen Windkraftanlage verbaut sein. „Das ist ein Umfeld, in dem besonders anspruchsvolle Anforderungen herrschen. Nicht zuletzt geht es bei Windkraftanlagen ja um die Sicherheit – nicht auszudenken, was passiert, wenn sich hier Verbindungen lösen würden“, so Poggensee weiter.
Die Abteilung PQM, Produkt- und Qualitätsmanagement, ist seit Poggensees Einstieg bei REYHER von acht auf 40 Leute angewachsen. Das hat auch mit der gestiegenen Komplexität beim Thema Schraubverbindungen zu tun. „Es gibt immer mehr Oberflächen und Beschichtungen, außerdem wächst der Serviceanteil: Empfehlungen aussprechen, beraten, eigene Produkte betreuen, Kunden schulen. Nicht zu vergessen natürlich das Thema der Rückverfolgbarkeit und der Transparenz“, erläutert Poggensee. „Kunden wollen oder müssen mehr und mehr Wert darauf legen zu wissen, welche Schrauben wie ausgelegt wurden, welche Werkzeuge benutzt worden und welche Normen zu beachten sind.“ Bei Installationen von Windkraftanlagen zum Beispiel, bei denen hochfeste vorspannbare Schrauben-Garnituren zum Einsatz kommen, wird neben den einschlägigen Qualitätsanforderungen mit speziellen Werkstoffkontrollen, Testverfahren und Produktionsprozessen in der Regel auch eine lückenlose Rückverfolgbarkeit der Produktionsgeschichte verlangt.
Um sich in diesem Umfeld entsprechend aufzustellen und die in Höhe und Breite gewachsenen Qualitätsanforderungen der Kunden verlässlich erfüllen zu können, setzt REYHER seit Anfang 2018 ein ANALYSE System von Kistler ein. Reibwertprüfungen können nun weitaus effizienter im Haus vorgenommen werden, und das für Verbindungselemente bis Klasse M48 wie Gewindebolzen, Sechskant- und Innensechskantschrauben oder HV-Garnituren. „Bisher hatten wir lediglich ein mobiles Zweikanal-Prüfsystem für Prüflinge bis M24 zur Verfügung. Sowohl kapazitiv als auch qualitativ stießen wir damit allmählich an Grenzen“, betont Poggensee.
„Mit dem ANALYSE System von Kistler können wir die Anforderungen unserer Kunden jetzt noch besser abdecken und ein höheres Qualitätsniveau garantieren.“
Frank Poggensee, Leiter Qualitätstechnik bei REYHER
Eine Investition, die sich auszahlt
So lassen sich beispielsweise M48-Schrauben für die Windenergiebranche jetzt im Haus nach ISO 16047 prüfen, was bisher nicht möglich war. Das hat dazu geführt, dass sich wichtige Kunden in sehr großem Umfang auf REYHER verlassen. „Zuvor mussten diese Verbindungselemente zur Prüfung außer Haus gegeben werden. Dabei setzt man auf verschiedene Dienstleister, um nicht von einem völlig abhängig zu sein. Auf diese Weise kamen wir auch mit Kistler erstmals in Kontakt“, so Poggensee weiter. „Eine Wirtschaftlichkeitsrechnung ergab jedoch, dass sich mit weiter steigenden Umfängen und Anforderungen die Investition in ein ANALYSE System von Kistler langfristig auszahlen wird.“
Olaf Schuhknecht ist Vertriebsingenieur bei Kistler und erläutert den Aufbau und die Eigenschaften der neuen Lösung wie folgt: „Jedes ANALYSE System ist ein Dreikanal-Messgerät zur präzisen Ermittlung von Anziehdrehmoment, Gewindemoment und Vorspannkraft einer Schraubverbindung. Es wird je individuell und nach Kundenanforderung ausgelegt. Zum Beispiel können wir den Prüfstand entweder horizontal oder vertikal aufbauen und so entweder sehr kleine oder sehr große Schrauben testen – so entsteht eine kundenspezifische Lösung, die genau auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten ist.“ Erweitert wird der Leistungsumfang durch Zusatzmodule wie die Ultraschallmessung oder Vibrationseinheiten, um noch genauere Analysen sowie die Simulation realer Belastung zu ermöglichen.
Höhere Qualität trotz gestiegener Komplexität
Das bei REYHER eingesetzte ANALYSE System von Kistler verfügt über ein maximales Drehmoment von 8 000 Nm. Durch das breite Spektrum der eingesetzten Drehmoment-/Drehwinkel- sowie Vorspannkraft-/Gewindemomentsensoren können Schrauben und Muttern von M5 bis M48 geprüft werden. „Unsere Drehmoment-/Drehwinkelsensoren messen direkt am Prüfling und unterliegen daher keiner etwaigen Verfälschung durch die Torsion der Antriebswelle“, ergänzt Schuhknecht.
Wie zufrieden ist man bei REYHER mit dem Prüfstand? „Das System erfüllt unsere Erwartungen voll und ganz und hilft uns, steigende Qualitätsanforderungen seitens der Kunden zuverlässig zu bedienen“, ist Poggensee überzeugt. „Wir hatten uns mehrere Angebote angeschaut; den Ausschlag für Kistler gaben neben dem benötigten Größenspektrum bis M48 auch der gute Ruf bei Lieferanten – wir führen nämlich für Kunden regelmäßig Audits durch – sowie nicht zuletzt die bestehende Geschäftsbeziehung und der verfügbare Service.“